Monday, June 14, 2010

Fussballfieber

In meinem Leben war der Begriff "soccer mom" entstanden. Könnte das der Grund sein, warum Fussball in den USA langsam beliebter geworden ist? Ich glaube ja. Nicht nur das Konzept der „Soccer moms“, sondern eine ganze daraus stammende Kultur ist der Grund. Land verbreitet Klar gibt es Kinder, die andere Sportarten spielen, aber die meisten in meiner Altersgruppe fingen mit Fussball an.

Soccer war ein Sport, durch den höchstempfindliche Eltern sich sicher sein konnten, dass ihre Kinder Fair Play lernen würden. Die Youth Soccer Organization hat sogar Regeln aufgesetzt, die garantierten, dass jedes Kind genau so lange wie die anderen, und auf jeder Position spielen musste. Bücher, Musik und Filme wurden über diese Frauen geschrieben. Sie waren ihre eigene Werbezielgruppe. Autos wurden besonders für sie ausgestattet. Gewisse Leute sprechen von „Hockey moms“ aber solche Leute beherrschen Englisch noch nicht . "Soccer moms" ist der alles bedeutende Begriff für ex-Hippy-Yuppy-mamas, die unsere Generation erzog.

Meine Generation ist jetzt erwachsen. Zum Teil haben sie anderen Sport entdeckt. Die meisten treiben aber wahrscheinlich gar keinen Sport. Trotzdem bleibt ein Kern der Fussball-Leidenschaft in ihren Herzen. Dieses Jahr erkennen sie diesen Kern wieder: Amerikaner sind die stärkste Gruppe der Teilnehmer ausser den Afrikanern an der WM. Das finde ich grossartig.

Ich war ein solches Kind. Ich habe ein Jahre lang Fussball gespielt. Jeden Sonntag rannte ich durch das Haus, überall auf der Suche nach Fussballsocken und Schienbeinschutz. Mein Bruder und Schwester waren auf ihren eigenen Suchläufen. Meine Mutter schrie, wie viele Minuten wir hatten, bis mein Vater da sein sollte. Wir frühstückten meist gleich rasch, normalerweise bei McDonalds, und mein Spiel war immer das Erste. Dies führte dazu, dass ich erbrechen musste. Es regnete fast jedes Mal, und meine Mannschaft verlor jedes Mal. Meine Geschwister hatten ein bisschen mehr Glück. Am Schluss der Saison feierten sie in Pizzarestaurants. Sie haben Pokale bekommen. Ich aber habe weder gefeiert noch einen Pokal bekommen. Trotz unserer verschiedenen Erfahrungen hatten wir alle unser Interesse für Fussball verloren.

2002 war Fussball wieder in unserem Leben. Mein Bruder wohnte in einem griechischen Viertel, mein Schwager schaute die WM in Seattle, und meine Schwester konnte es nicht vermeiden. Ich war verliebt in einen Europäer. Seitdem texten wir einander während der Spiele und sind begeistert von dem ganzen Wettbewerb.

Dank Facebook habe ich bemerkt, dass mehrere meiner amerikanischen Kollegen dieses Jahr mitschauen. Wir haben alle immer gehört, dass Fussball langweilig sei. Keine Ahnung warum, aber es war eine durchdringende Sage in den USA. Baseball ist nicht spannend, aber irgendwie glaubten wir, dass Fussball Folter gleicht. Zum Glück haben wir uns alle überzeugt, dass das eine Lüge war. Ich freue mich darauf, dass meine zukünftigen Kinder beide Hobbys geniessen können.



Tuesday, January 19, 2010

Dramakönigen in der Schweiz

Vor einigen Jahren sass ich auf einem Ski-Sessellift mit meinem Mann, fast am weinen. „Du musst mit mir in einer Yoga-kurs gehen!!!!!“ Der Zusammenhang ist vielleicht nicht sofort klar, aber damals machte es viel Sinn. Ein Snowboard hing von meinen müden Füssen, und der Satz hat wahrscheinlich auch Mühe gemacht. Die Sprache war nämlich neu. Sowohl im Snowboarden als auch in meiner Rolle als Ausländerin war ich noch eine Anfängerin. Ich wollte nur, dass mein Mann ein Anfänger wäre, in einer Aktivität, die ich schon beherrschte. Vielleicht war es unfair (mein Mann konnte kaum seine Zehen mit gestreckten Beinen berühren), aber Anfängerin in allem zu sein war auch nicht gerade fair.

Jetzt bin ich keine Anfängerin mehr und diese Rolle ist auch nicht unbedingt angenehm. „Wie weit soll ich schon sein?“ frage ich mich regelmässig. Meine Deutschkenntnisse sind einigermassen gut, aber sie kommen mir immer ein bisschen zu schweizerisch vor, als ob ich zwischen den beiden nicht unterscheiden kann. Ich bin in einem Übersetzungskurs, wo nur Deutsch gesprochen wird, so kann ich wenigstens die Sprache verstehen. Snowboarden? Na ja, ich kann auf dem Brett stehen und ein bisschen drehen aber beim Wandern bin ich viel glücklicher. Also, warum brauche ich diese Wertung überhaupt? Weil das ununtersuchte Leben keinen Wert hat? Nein. Ich bin eine Streberin und das ist wahrscheinlich der Hauptgrund, aber ohne äusseren Einfluss wäre ich wahrscheinlich nicht schlecht als „keine Anfängerin“.“ Integration!“ Das ist es, was mich so verrückt macht.

Morgen werde ich noch eine Prüfung des Goethe Institutes schreiben und habe entsetzliche Angst davor. OK, vielleicht ist das übertrieben aber nervös bin ich schon. Irgendwie fühlt sich diese Prüfung nicht nur wie eine Prüfung an, sondern wie ein Test, um zu sehen wie integriert ich bin. Bestehen werde ich wahrscheinlich problemlos, aber was bedeutet meine Note eigentlich? Heisst eine 5, „Zufrieden in der Schweiz“ zu sein? Bedeutet eine 6, dass ich „gut integriert“ bin? Heisst eine 4, „unerwünschte Ausländerin“ zu sein?

So, morgen schreibe ich eine bedeutende Prüfung. Diese Idee macht vielleicht nur Sinn für eine Frau, die einen Zusammenhang finden kann zwischen Yoga und einem Sessellift. Mit so einer starken Vorstellungskraft kann ich diesen Blogeintrag als Üben zählen und jetzt in Frieden faulenzen. (Oder ist das zu amerikanisch?)


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