Vor einigen Jahren sass ich auf einem Ski-Sessellift mit meinem Mann, fast am weinen. „Du musst mit mir in einer Yoga-kurs gehen!!!!!“ Der Zusammenhang ist vielleicht nicht sofort klar, aber damals machte es viel Sinn. Ein Snowboard hing von meinen müden Füssen, und der Satz hat wahrscheinlich auch Mühe gemacht. Die Sprache war nämlich neu. Sowohl im Snowboarden als auch in meiner Rolle als Ausländerin war ich noch eine Anfängerin. Ich wollte nur, dass mein Mann ein Anfänger wäre, in einer Aktivität, die ich schon beherrschte. Vielleicht war es unfair (mein Mann konnte kaum seine Zehen mit gestreckten Beinen berühren), aber Anfängerin in allem zu sein war auch nicht gerade fair.
Jetzt bin ich keine Anfängerin mehr und diese Rolle ist auch nicht unbedingt angenehm. „Wie weit soll ich schon sein?“ frage ich mich regelmässig. Meine Deutschkenntnisse sind einigermassen gut, aber sie kommen mir immer ein bisschen zu schweizerisch vor, als ob ich zwischen den beiden nicht unterscheiden kann. Ich bin in einem Übersetzungskurs, wo nur Deutsch gesprochen wird, so kann ich wenigstens die Sprache verstehen. Snowboarden? Na ja, ich kann auf dem Brett stehen und ein bisschen drehen aber beim Wandern bin ich viel glücklicher. Also, warum brauche ich diese Wertung überhaupt? Weil das ununtersuchte Leben keinen Wert hat? Nein. Ich bin eine Streberin und das ist wahrscheinlich der Hauptgrund, aber ohne äusseren Einfluss wäre ich wahrscheinlich nicht schlecht als „keine Anfängerin“.“ Integration!“ Das ist es, was mich so verrückt macht.
Morgen werde ich noch eine Prüfung des Goethe Institutes schreiben und habe entsetzliche Angst davor. OK, vielleicht ist das übertrieben aber nervös bin ich schon. Irgendwie fühlt sich diese Prüfung nicht nur wie eine Prüfung an, sondern wie ein Test, um zu sehen wie integriert ich bin. Bestehen werde ich wahrscheinlich problemlos, aber was bedeutet meine Note eigentlich? Heisst eine 5, „Zufrieden in der Schweiz“ zu sein? Bedeutet eine 6, dass ich „gut integriert“ bin? Heisst eine 4, „unerwünschte Ausländerin“ zu sein?
So, morgen schreibe ich eine bedeutende Prüfung. Diese Idee macht vielleicht nur Sinn für eine Frau, die einen Zusammenhang finden kann zwischen Yoga und einem Sessellift. Mit so einer starken Vorstellungskraft kann ich diesen Blogeintrag als Üben zählen und jetzt in Frieden faulenzen. (Oder ist das zu amerikanisch?)
--
No comments:
Post a Comment