Tuesday, June 9, 2009

Frisch auf den Markt

Spuck deinen Kaugummi doch aus und iss doch keinen Frühstuck, wir gehen zum Wochenmarkt.

Obwohl ich meine Kopfhörer fast immer trage, nehme ich sie raus für denfür den Wochenmarkt. Die Menschen rufen den Passanten zu, nicht wie am Funfair. Sie bieten gratis Ware zum Degustieren und plötzlich hast du Lust auf etwas, was früher für dich nie existiert hatte. Ich versuche ein Pokergesicht (zu machen/tragen). Beeindruckt will ich nicht aussehen. Zu oft habe ich gesagt „ich habe diese Ware Ware noch nie gesehen.“

Heute habe ich die schönsten Tomaten gesehen. Ich weiss wenig über Tomaten: Heirlooms, Beefsteak, Datteln, Kirschen. Diese Tomaten waren roserot, aber sonst haben sie ganz normal ausgesehen. Ich habe die Verkäuferin gefragt „Was sind das für Tomaten?“ Ohne Worte hat sie eine Tomate aufgeschnitten und mir ein Stück gegeben, zum probieren. Das Stück war saftig und süss, aber nicht zu süss. Ich musste einige kaufen und dann habe ich das Verbotene gesagt: „Ich habe solche noch nie gesehen.“ Ich hätte die amerikanische Fahne anziehen sollen. Die Verkäuferin starrte mich komisch an. „Vielleicht gibt es diese nicht in Amerika.“ „Na ja. Das sind Bernerrosentomaten,“ hat sie mir stolz gesagt.

In Philadelphia hatten wir auch einen Wochenmarkt in meinem Quartier. Die Amischen waren immer dort mit ihren Backwaren. Das Brot hat geschmeckt und die Muffins auch, aber die Amischen haben spezielle Torten. „Shoofly pie“ ist ein Beispiel. Ein Mann in meiner WG hat EINMAL einen gekauft. Shoofly pie soll man nur einmal kosten, meiner Meinung nach. Die Torte sieht schön aus und ähnelt einer Nusstorte. Nüsse wären perfekte Zutaten in dieser Torte. Leider sind die wahren Zutaten Farinzucker und Melasse. Mein Mitbewohner hatte nicht lange in Philadelphia gewohnt und wollte alle Spezialitäten kosten. Nach einem Jahr hatte er Cheesesteaks (Steak und Käse Sandwich), Scrapple (Schweinereste frittiert zum Frühstück) und „Shoofly pie“ probiert. Danach hat er auf die Spezialitäten verzichtet.

In Zürich gibt es Stände für italienische, persische und schweizerische Spezialitäten. Bis jetzt habe ich nie etwas probiert, das ich nicht wieder essen wollte. Trotzdem ist es einfacher, in Philadelphia auf dem Markt einkaufen zu gehen. Die Amischen nennen alle Menschen, die nicht amisch sind, „Englisch.“ Weil mein Mitbewohner einen Reissverschluss an seiner Jacke hat und keinen Bart trägt, wussten die Verkäufer, dass er „Englisch“ ist. Besonders weil er asiatisch-amerikanisch ist.
In Zürich will ich nicht unbedingt wie eine Ausländerin aussehen. Dennoch sage ich „Ich habe das noch nie gesehen.“ Das ist gleichbedeutend mit „Hmmmm, der Shooflypie sieht lecker aus.“

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