Sunday, June 28, 2009

Keinkaufen

"Im Ausland lacht man uns Glattweg aus" ,sagt Hansuell Loosli, der COOP Chef, und ich habe ein schlechtes Gewissen. Loosli will nur, dass COOP nicht 4 Tage lang zu bleiben muss während Weinnachten. Ich nehme an, dass es nicht das erste Mal ist, dass Weinnachten an einem Freitag stattfindet. Deshalb wundere ich mich, was sie das letzte Mal gemacht haben. Ich finde es auch ein bisschen komisch, dass Zürich gegen offene Läden am Stephanstag ist. Während der Weltmeisterschaft durfte COOP-pronto sogar am Sonntag offen bleiben. Warum denn ist die Weihnachtszeit anders?

Ein schlechtes Gewissen habe ich, weil ich mich selber über Ruhetage lustig gemacht habe. Ich habe Witze gemacht, aber ganz ehrlich finde ich es schön, dass Ruhetage existieren. Am Sonntag habe ich sogar mehrere Ärgernisse auf dem Einkaufsweg erlebt (In-line Skating WM sei Dank), trotzdem gehe ich gerne zum Bahnhof, wenn ich nicht genug Milch für das Frühstück am Montag habe.

Ich habe meine erste Arbeitstelle mit 15 bekommen. Bei Dominos Pizza haben sie mich „Phone-wench“ genannt. Drei Nächte pro Woche und jedes Wochenende habe ich das Telefon bedient und die Pizzakartons bereitgestellt. Ich habe es gerne gemacht, weil es ein Teil der amerikanischen Jugendzeit ist. In Film und Fernsehen hat jeder Teen eine solche Stelle bei einer Autowaschanlage oder einem Imbiss, oder etwas ähnlichem. Ich habe es als Initiationsritual gesehen, und war stolz darauf. Nach Dominos hatte ich eine Stelle bei einer Drogerie und nachher bei einer Tankstelle.
Je jünger ein Mensch ist, desto schlechter sind die Arbeitsschichten. Deshalb musste ich einmal an Weinnachten arbeiten. Ich war die jüngste Mitarbeiterin und musste die erste Schicht übernehmen. Um 5 Uhr morgens hatte ich die Zeitungen sortiert und vor dem Schalter platziert, den Kaffee gemacht und die Tanksäule angestellt. Trotz des Feiertags hatte ich ständig Kunden. Die Meisten waren auf ihrem Weg zu ihren Familien, zum feiern. Meine Familie hat alle 30 Minuten angerufen, besonders mein Bruder. „Bist du fast fertig?“ „Wann ist deine Schicht fertig?“ „ Bist du fast auf dem Weg?“ „Wo bist du?“ „Wir wollen Geschenke auspacken!!!!“ Es war eine halbe Schichte, und ich musste nur 5 Stunden arbeiten. Trotzdem hat die Schicht eine Ewigkeit gedauert. Nach 4 Stunden und 20 Minuten (ungefähr) hatte ich eine Menschenschlange vor der Kasse. Ein Kunde hat laut geseufzt. „Warum sind so wenige Tankstellen und Läden heute offen? Warum können jüdische und muslimische Arbeitnehmer nicht einfach in jedem Laden arbeiten an Weihnachten?“ hat er leise flüstert. Es ist nur mit grosser Kraft, dass ich diesen Mann nicht angeschrieen hatte. Ich wollte sagen, „Weißt du nicht, du Betbruder?! Teens sind dafür da! Wir müssen die unerwünschten Schichten übernehmen!“ Stattdessen habe ich nur das klingelnde Telefon beantwortet und meinen Bruder beruhigt und gesagt, dass es nicht mehr lange geht.

Heutzutage ist es so, dass Teens solche Stellen gar nicht mehr finden. Wegen der Krise sind Nacht- und Wochenendeschichten von Erwachsenen, die mehrere Jobs haben, von Arbeitlosen und Ruheständlern besetz. Immerhin ist das Einkaufszentrum am Feiertag und Sonntag offen. Obwohl es mir immer noch fremd ist, dass ich nicht am Sonntag in meinem Quartier einkaufen kann, geniesse ich es immer wieder. Ich hoffe nur, dass ich mich daran erinnere und genug Milch kaufe am 23. Dezember.

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